Düsseldorf Grafental: Wie aus ödem Beton ein Parkett für den Discofox wird

An einem normalen Donnerstagabend wäre der Platz jetzt öd und leer und im Sommer glutheiß. Sämtliche Parkplätze des anliegenden Dentallabors sind schon seit Stunden verweist. Auf den grauen Beton malt die untergehende Sonne sehr lange Schatten. Die Häuser rings herum sind modern, aber seelenlos und viereckig.
Die Grünen üben die rasche Drehung
Nicht so an diesem Donnerstag (10.7.). Die Grünen wagen den Wechselschritt und die rasche Drehung. Mit Haltung. Barbara Weißhaupt, die örtliche Sprecherin der Grünen, hat vorab ordentlich getrommelt – und aus allen Himmelsrichtungen radeln sie herbei, ins abends extrem ruhige Grafental. „Tanz oder gar nicht“, heißt das Motto. Und das ist genauso gemeint.

Tanzstunde zum Sonnenuntergang – den Teilnehmenden gefiel es.
Hauptakteurin auf dem kahlen Stadtbeton ist eine echte Weltmeisterin. Maria Dortmann ist Discofox-Instruktorin beim TD TSC Düsseldorf Rot-Weiß und nimmt den verwaisten, zubetonierten Quartierplatz an diesem Abend als Parkett. Zusammen mit der Musik, die vom Handy auf die Bluetooth-Box fliegt, lockert sie die steifen Knochen der Gäste. Schritt für Schritt werden die begeistert Mitmachenden, darunter Bezirksbürgermeister Philipp Schlee, in die Drehungen und Wendungen des modernen Paartanzes eingeführt. Das macht Spaß, aber Mann und Frau müssen sich konzentrieren. Und stöhnen leise als die ebenso freundliche wie unerbittliche Maria verkündet: “So, jetzt machen wir das ganze mal im Originaltempo.“ Einer ihrer Lieblingssprüche, übrigens.
Mehr aus städtischen Plätzen machen
Das Tänzchen der Grünen zur blauen Stunde soll darauf hinweisen, was auf urbanen Plätzen möglich wäre, wenn Düsseldorfer*innen diese für sich erobern würden. „Der öffentliche Raum gehört Allen und bietet so viele Möglichkeiten für Menschen, sich zu begegnen, auszutauschen und eine Gemeinschaft herzustellen – letztendlich ist das auch Demokratieförderung“, sagt Barbara Weishaupt und schiebt schon wieder übers betonharte Parkett.

Maria Wortmann (Mitte) zeigte wie es geht und hielt die Schüler*innen in Bewegung. Auf dem Foto rechts: Bezirksbürgermeister Philipp Schlee.
Im Sinne einer klimaresilienten Stadt weisen die Grünen zudem darauf hin, dass versteinerte, zugegossener Boden in Düsseldorf dringend an vielen Orten entsiegelt werden müsste – damit Regenwasser versickert und Pflanzen, Sträucher und Bäume wachsen können, die Schatten und Kühlung spenden. Aber das ist ein anderes Thema.
Am donnerstagabend, an der Hohenzollernstraße, ging es unter anderem mit Helene Fischer „Atemlos durch die Nacht“.