Düsseldorf Unterbilk: Entmietungsalarm auf der Konkordiastraße

Mieter in Pempelfort und Golzheim kennen das Prozedere schon. Wenn die Eigentümer von Mehrfamilienhäusern wechseln, dauert es meist nicht lange bis erst Mieterhöhungen und anschließend oft Kündigungen oder Sanierungsmaßnahmen folgen. Diese dann mit dem Ziel, die Bestandsmieter so schnell wie möglich loszuwerden, um dann die Wohnungen je nach Zustand teurer neu zu vermieten oder als Eigentumswohnungen zu verkaufen.
Dass dies kein Phänomen dieser beiden Stadtteile ist, mussten jetzt Mieter eines Mehrfamilienhauses an der Konkordiastraße feststellen. Die bisherigen Eigentümer hatten neben ihrem Haus auch ein weiteres in der Nachbarschaft. Beide Häuser wurden an einen Immobilienentwickler verkauft, der in Düsseldorf bereits verschiedene Objekte besitzt. Das muss eigentlich nichts negatives bedeuten, aber nachdem zuerst eine Mieterhöhung eintraf, vereinbarte eine Mitarbeiterin des neuen Eigentümers separate Termine mit allen Mitparteien. Da die Hausgemeinschaft eng vernetzt ist, schlug man vor, ein gemeinsames Treffen abzuhalten, schließlich sei das angekündigte Thema, die geplante Sanierung, für alle mutmaßlich gleich. Doch bereits das wurde abgelehnt. In den Einzelgesprächen wurde dann deutlich warum. Die Mieter erhielten die deutliche Ansage, man möge sich schnellst möglich eine neue Wohnung suchen. Um den Auszug attraktiv zu machen war von einem Budget die Rede, aus dem Abfindungen für einen schnellen Auszug gezahlt würden. Allerdings sei das Budget begrenzt und es wurde geraten schnell zuzugreifen, sonst ginge man am Ende leer aus. Die Wohnungen würden als Eigentumswohnungen verkauft und spätestens, wenn neue Eigentümer da wären, müssten die Mieter sowieso ausziehen. Abschließend gab es noch die Ansage, man möge nicht mit den anderen Mietern über das Angebot sprechen.

Die Mieter sind entschlossen sich nicht verteiben zu lassen – selbst bei Eigenbedarfskündigungen gilt eine Frist von mehreren Jahren
Die Mieter*innen Daniela, Andrea und Wolfgang waren sprachlos über so viel Dreistigkeit. Und natürlich hat sich die Hausgemeinschaft vernetzt und man beschloss an einem Strang zu ziehen. Über den Kontakt zum Bündnis für bezahlbaren Wohnraum erfuhren sie, dass sie bei weitem nicht alleine sind mit diesem Problem. Die Recherchen ergaben, dass ihr neuer Eigentümer nicht zimperlich mit seinen Mietern umgeht. In einem seiner Häuser an der Luisenstraße mit 16 Wohnungen sind nach seinen Ankündigungen über Sanierungsmaßnahmen bereits die meisten Mieter*innen ausgezogen. Fünf Wohnungen sind noch bewohnt und die Menschen leiden unter den Baumaßnahmen, dem Krach, dem Dreck, abgestelltem Wasser und weiteren Beeinträchtigungen. Die ersten Wohnungen werden nun zum Preis von 5000 bis 5800 Euro je Quadratmeter zum Verkauf angeboten.
Noch haben die Mieter*innen von der Konkordiastraße keine Kündigungen erhalten. Doch die Sorge ist groß, was noch auf sie zukommt. Es bedeutet für sie Stress und schlaflose Nächte, denn gleichwertiger, bezahlbarer Wohnraum ist im Vierteil kaum zu finden. Da beruhigt es nicht, dass ihr Eigentümer auch nicht vor sogenannten Verwertungskündigungen zurückschreckt. Dabei wird als Grund angegeben, dass die aktuelle Vermietung den wirtschaftlichen Interessen entgegenstehe und daher gekündigt werde. Auf gut deutsch – der mit dem Objekt erzielte Gewinn, bzw. die Rendite, ist zu niedrig. Glücklicherweise gibt es bereits erste Gerichtsurteile, die solche Verwertungskündigungen für unwirksam erklären, aber das bedeutet auch, dass die Mieter klagen müssen. Die Mieter an der Kronprinzenstraße zahlen für die Wohnungen, die zwischen 74 und 85 Quadratmeter groß sind, 10 bis 12 Euro Kaltmiete. Das ist für Unterbilk bei dem Alter des Hauses ein normaler Mietzins. Aber offenbar nicht ausreichend für einige Immobilienentwickler, für die Gewinnmaximierung vor dem Wohl der Mieter steht.

Das Bündnis für bezahlbaren Wohnraum hat auch in Unterbilk über ein Dutzend Häuser identifiziert, bei denen der Verdacht auf Entmietung besteht
Die Stadt Düsseldorf hat auf Drängen der Mieter in Golzheim und Pempelfort eine Beratungsstelle Wohnraumschutz eingerichtet, an die sich Mieter mit Problemen wenden können. Doch der Wille der Stadt rücksichtslosen Vermietern klare Kante zu zeigen, scheint nicht sehr ausgeprägt. Das wurde am Beispiele der Souterrain-Wohnung an der Klever Straße deutlich (hier geht es zum Artikel von Ddorf-aktuell). Dort wollte der Vermieter nach Renovierung über 3000 Euro Mieter für eine Wohnung von etwa 65 Quadratmeter Größe haben. Das Bündnis für bezahlbaren Wohnraum hat die Stadt darüber informiert, da die ortsübliche Vergleichsmiete deutlich niedriger liegt. Eine Mitarbeiterin des Wohnungsamtes lehnte es ab aktiv zu werden, da sie keine Handhabe sieht. Andere Städte wie Freiburg schreiben zumindest den Vermieter an und weisen darauf hin, dass wenn zu den veröffentlichen Konditionen ein Mietvertrag zustande käme, der Straftatbestand des Mietwuchers erfüllt wäre. Vielleicht würde sich das ja in Düsseldorf unter den skrupellosen Vermietern herumsprechen … .
„Die Konkordiastraße 83 ist ein klassischer Fall, so beginnt Entmietung. Die Mieter*innen sind zum Glück schon sehr früh aktiv geworden. Jetzt ist es an der Zeit sich weiter im Stadtteil zu vernetzen und sich gemeinsam zu wehren,“ erklärt Leonie Sieben-Prinz, Sprecherin des Bündnis für bezahlbaren Wohnraum.
Drei Informationsstände in verschiedenen Stadtteilen sind geplant:
- Samstag (28.6.) von 14 bis 18 Uhr auf dem Lessingplatz beim Sommerfest von Königinnen&Helden
- Freitag (4.7.) von 13:30 bis 16:30 Uhr auf dem Friedensplatz in Unterbilk
- Samstag (5.7.) von 10 bis 14 Uhr auf dem Hermannplatz in Flingern.
Hier gibt es Informationen und Kontaktdaten zum Bündnis für bezahlbaren Wohnraum.