Düsseldorf Garath: Happy End für vier Igel

Die Kinder von vier Klassen der Montessorie Grundschule Emil-Barth-Straße freuen sich, denn sie dürfen sich zu Recht Lebensretter nennen. Dank ihres Einsatzes haben es vier junge Igel geschafft zu überleben. Denn wenn Igel vor dem Winterschlaf nicht mindestens 500 Gramm wiegen, ist die Gefahr groß, dass sie den Winter nicht überstehen. Für solche unterernährten Igel werden dann Menschen gesucht, die sie aufpäppeln und überwintern, damit sie im Frühjahr wieder eigene Wege gehen können. In der Biologischen Station Haus Bürgel gibt es regelmäßig Anfragen, wie man Igeln helfen kann, denn in Düsseldorf gibt es keine Igelhilfestation, wie in anderen Städten.
So entstand das Projektidee, dass man Schüler*innen beibringen möchte, wie den Igeln geholfen werden kann. Die Biologische Station hat mit der Montessori Schule an der Emil-Barth-Straße in Garath im Jahr 2021 bereits erfolgreich ein Projekt mit Zwergseidenhühnern durchgeführt, die die Kinder vom Ei im Brutautomaten übers Schlüpfen der Küken bis zum ausgewachsenen Huhn begleitet haben.

Die Igel wurden von den Kindern mehrere Wochen aufgepäppelt und zur Kontrolle regelmäßig gewogen, Archivbild Anfang Dezember 2024
Die Begeisterung war bei allen zwölf Klassen groß, als die Anfrage von Diplom-Biologe Dr. Norbert Tenten kam, ob Interesse am Igel-Projekt bestünde. Vier Klassen wurden ausgewählt, die zuerst Schlau gemacht wurden, worauf sie sich einlassen. Sie erfuhren viel über den Lebensraum der Igel, der durch Pflanzengifte, Verkehr, Ziergärten und auch Mähroboter immer mehr eingeschränkt wird. Einige Kinder dachten, Igel könne man mit Milch, Äpfeln und Möhren füttern. Sie lernten, dass die stachligen Tiere Fleischfresser sind, die sich von Käfern, Raupen und Maden ernähren. Tenten vermittelte auch den Unterschied zwischen Winterschlaf und Winterruhe und dass die Igel im Herbst viel Fett ansetzen müssen, um ihren Winterschlaf bis ins Frühjahr gut zu überstehen.
Dann kam der große Moment, wo die Igel in die Klassen einzogen. Die Kinder lernten schnell, dass sie ganz leise sein müssen, wenn sie mit ihm zusammen sind. Norbert Tenten hatte die Igel vorab entlaust und eine Wurmkur durchgeführt. Schnell merkten die Kinder, dass es von Vorteil war, dass die Igel in einem separaten ruhigen Raum einzeln in Kisten untergebracht wurden, da von ihnen ein recht intensiver Geruch ausging. Sie reinigten regelmäßig die Kisten, fütterten die Tiere und wogen sie regelmäßig. Ziel war es, sie auf über 500 Gramm aufzupäppeln, bis der Winterschlaf beginnen konnte.

Alle Kinder durften sich noch persönlich verabschieden
Das gelang bei allen vier Tieren und im Dezember zogen sie für ihren Winterschlaf in ein Gartenhaus auf dem Schulgelände um. Dort musste dann nur noch wöchentlich geprüft werden, ob es ihnen gut ging. In den Osterferien übernahmen Lehrer die Aufgabe. Eigentlich hatten alle damit gerechnet, dass die Tiere im März wieder aufwachen. Doch mit guten Fettreserven und bei noch kühlen Temperaturen in den Nächten schliefen sie sogar bis Mai. Schon vorher hatte das Team von Haus Bürgel gemeinsam mit den Kindern geeignete Gärten oder Stellen gesucht, wo die Tiere ausgewildert werden können.

So kann der Igel auch unter dem Zaun durch und die Gegend erkunden
Am Freitag (9.5.) war dann der Umzugstermin für Igel Schoki gekommen. Er sollte in einer abgelegenen Ecke des Schulhofs seine Freiheit genießen. Da das Schulgelände von einem Zaun umgeben ist, wurde zuvor ein kleiner Tunnel gegraben, damit er das Gelände auch verlassen kann und in der Nachbarschaft oder der Kämpe heimisch wird. Um ihm den Start zu vereinfachen, wurde seine kleine Hütte, Futter und Wasser platziert, damit er sich ganz in Ruhe an seine Umgebung gewöhnen kann und auch daran, dass er ab sofort Selbstversorger ist.

Ein letztes Mal transportieren die Kinder ihren Igel

Celina Wicke von der Biologischen Station bereitet mit den Kindern die Auswilderung vor
Alle Kinder der Klasse durften sich noch von Schoki verabschieden, bis Celina Wicke von der Biologischen Station ihn dann aussetzte. Nachdem die Jungtiere ihren ersten Winter gut überstanden haben, stehen die Chancen gut, dass sie mehrere Jahre alt werden und bald auch eigenen Nachwuchs bekommen. Große Gefahren sind für sie Straßen und Mähroboter. Igel sind nachtaktive Tiere.

Ein letztes leises Tschüss, dann war der Zeitpunkt des Abschieds gekommen
Das Projekt wurde vom Landschaftsverband Rheinland gefördert und wird in 2025 mit Schulen in Hilden und Monheim fortgesetzt. Die Montessori-Schüler*innen sind dann so erfahren, dass sie eigenständig weitere Igel überwintern könnten.