Düsseldorf Gerresheim: Über 100 Menschen erinnern an die Befreiung von den Nazis

Der Einladung von Initiatorin Hildegard Düsing-Krems zum Erinnerungsrundgang nach Gerresheim sind am Mittwochabend (16.4.) mehr als 100 Menschen gefolgt. Gestartet wurde am Aloys Odenthal Platz, wo Ando Andushaj musikalisch mit dem Geigensolo aus Schindlers Liste einstimmte. Die Teilnehmenden erfuhren, dass Musik auch in den Konzentrationslagern eine wichtige Rolle spielte. Denn einigen Menschen ermöglichte sie das Überleben. Nachdem Düsing-Krems die Ereignisse um die mutigen Männer der Aktion Rheinland geschildert hatte, zog die Gruppe zum Gedenkstein der Jüdischen Synagoge Gerresheim. Auch Familienangehörige von Aloys Odenthal nahmen am Rundgang teil, was alle als besondere Ehre empfanden.

Mit Geigenmusik wurde an Aloys Odenthal erinnert
Die Geschichte des Gedenksteins der Jüdischen Synagoge erläuterte Karl-Heinz Krems. Von 1875 bis 1907 würde das Haus von der Gerresheimer Gemeinde genutzt, die sich aber später der Gemeinde in Düsseldorf anschlossen. So wurde das Haus ab 1917 als Lagerhaus von einem Kaufmann genutzt und wurde wohl deshalb von den Pogromen verschont.

Der Gedenkstein am Ort der Synagoge der Jüdischen Gemeinde Gerresheim
1933 gab es noch 18 jüdische Familien in Gerresheim, die Verfolgung, Boykottaufrufe und schließlich Enteignung erlebten. Nachdem zuerst Verwaltung und Gerichte „judenfrei“ gemacht wurden, durften dann auch die Kinder nicht mehr in staatliche Schulen. Ab 1938 erfolgte die Deportation in die Lager. Begleitet wurden diese Station von der Singgruppe der Naturfreunde, die die Lieder Bella Ciao und Wir sind die Moorsoldaten anstimmten.

Karl Heinz Krems referierte über die Geschichte der Jüdischen Synagoge Gerresheim
Als dritte und letzte Station zog die Gruppe zur Straße Unter den Eichen 39. Dort wohnte Theodor Andresen, der am 16. April 1945 als Mitglied der Aktion Rheinland hingerichtet wurde. Kaspar Michels hatte den Text zu Andresen formuliert, der von Daniela und Uwe H. Drecker vorgetragen wurde. Darin beschrieb der Sohn Dieter Andresen seinen Vater, der sich der Widerstandsgruppe um Aloys Odenthal anschloss.

Daniela und Uwe H. Drecker übernahmen die Station Theodor Andresen, vorne rechts die Initiatorin des Rundgangs Hildegard Düsing-Krems
Odenthal war Architekt, Andresen Bauunternehmer und als Gerresheimer kannten sie sich. Gemeinsam mit weiteren Mitstreitern erreichten sie als “Aktion Rheinland”, dass Düsseldorf am 17. April 1945 friedlich von den Alliierten eingenommen wurde. Allerdings wurden Franz Jürgens, Theodor Andresen, Karl Kleppe, Josef Knab und Hermann Weill von der Gruppe noch in der Nacht zum 17. April 1945 wegen Hoch- und Kriegsverrat erschossen. Aloys Odenthal und Karl August Wiedenhofen gelang es die Alliierten zum kampflosen Einmarsch in Düsseldorf zu bewegen. Die Familie Andresen musste auch nach Kriegsende mit Anfeindungen der Menschen leben, die den Familienvater als Kriegsverräter ächteten. Erst 1999 wurden die Urteile gegen die Widerstandskämpfer aufgehoben.

Zum Abschluss des Rundgangs wurde der Stolperstein von Theodor Andresen noch poliert

Die Singgruppe der Naturfreunde begleitete den Rundgang musikalisch
Der Rundgang endete mit dem Aufruf die Erinnerungskultur zu pflegen, besonders in der aktuellen Zeit, in der offenbar zahlreiche Menschen vergessen, welche Folgen es haben kann, wenn man rechten Parolen glaubt und folgt. Mit dem Lied „Sag mir wo die Blumen sind“ verabschiedete die Singgruppe die Teilnehmenden. Zuvor hatte Bezirksbürgermeisterin Maria Icking alle für den 6. Mai 2025 um 16 Uhr eingeladen. Dann wird am Apostelplatz an der Benderstraße eine Stele zu den Grausamkeiten der Heeresstreife Kaiser enthüllt, die die Bezirksverwaltung initiiert hat.