Düsseldorf: Nach zehn Jahren trägt Barbara Gladysch nun wieder den Jan-Wellem-Ring

Barbara Gladysch ist mit ihren 77 Jahren eine Frau mit großem Herz, aber auch mit klaren Prinzipien, die sie kompromisslos vertritt. So konnte sie es im Jahr 2008 dem amtierenden Oberbürgermeister Joachim Erwin nicht verzeihen, dass er sich weigerte die Tibet-Flagge am Rathaus zu hissen. Sie gab ihm das Ehrenzeichen der Stadt Düsseldorf, den Jan-Wellem-Ring zurück, mit dem sie 1997 ausgezeichnet worden war. Durch ihr gutes Einvernehmen mit Oberbürgermeister Thomas Geisel, der besonders in Flüchtlingsfragen immer ein offenes Ohr hat, ist sie nun versöhnt mit der Stadtspitze und so nahm sie am Sonntag (9.9.) den Ring ein zweites Mal entgegen.
Ob es die Zugewandtheit von Thomas Geisel ist oder der Umstand, dass Barbara Gladysch im Alter milder geworden ist – am Sonntag waren sich der Oberbürgermeister und die Seniorin einig: Es ist besser, Brücken zu bauen, als Gräben zu ziehen. Barbara Gladysch gab zu, dass der Umstand, dass Joachim Erwin vier Wochen nach der Rückgabe des Jan-Wellem-Rings verstorben war, ihr zugesetzt hatte. Die Empörung, dass der Oberbürgermeister das Hissen der Tibet-Flagge als solidarisches Zeichen für Menschenrechte versagte und ihr nicht die Möglichkeit zu einem Gespräch gegeben hatte, saß tief. So gab sie die Ehrung, die sie am 9.9.1997 von Oberbürgermeisterin Marlies Smeets erhalten hatte, zurück.
Verschmitzt zeigt Barbara Gladysch die Fotos, wie es damals doch gelang die Tibet-Flagge am Jan-Wellem-Denkmal zu befestigen
Mit Joachim Erwin hat sie schon lange Frieden geschlossen, betonte Gladysch am Sonntag, auf den Tag genau 21 Jahre nach der ersten Verleihung des Ringes.
Beim 10. Geburtstag der Flüchtlingsinitiative STAY! hatte sie Thomas Geisel getroffen und das Gespräch war eher zufällig darauf gekommen, ob ihr Ring wohl immer noch im Rathaus läge. Der OB, der den Vorfall nicht kannte, versprach das zu prüfen und ganz schnell meldete sich die Protokollstelle der Stadt und bat um ein Gespräch.
So kam er zur erneuten Verleihung.
Das Ehrenzeichen der Stadt glitzert nun an ihrer Hand
"Barbara Gladysch setzt sich bis zum heutigen Tag für Flüchtlinge ein und ist ein leuchtendes Vorbild für ehrenamtliches Engagement und den Einsatz für den Frieden in der Welt. Es ist mir eine Freude, ihr den Jan-Wellem-Ring zurückzugeben", sagte Oberbürgermeister Thomas Geisel bei der feierlichen Rückgabe des Rings. Mit dem Jan-Wellem-Ring werden von der Stadt Düsseldorf Bürgerinnen und Bürger geehrt, die sich besondere Verdienste auf politischem, wirtschaftlichem, sozialem, kulturellem, heimatstädtischem und sportlichem Gebiet für die Stadt erworben haben.
Barbara Gladysch
Sie ist Gründerin der Vereine "Mütter für den Frieden" und "Kinder von Tschernobyl" und war 1997 für ihr herausragendes Engagement im außerparlamentarischen Raum mit dem Jan-Wellem-Ring der Stadt ausgezeichnet worden. Die Pädagogin ermöglichte es Hunderten von Kindern aus den strahlenverseuchten Gebieten der Ukraine, einige unbeschwerte Erholungswochen in Düsseldorf zu verbringen. Sie kümmerte sich aber auch um bosnische Flüchtlinge und unterstützte russische Soldatenmütter, die ihre Söhne nicht in den Tschetschenien-Krieg ziehen lassen wollten. Auch in der Flüchtlingswelle, die seit 2013 viele Menschen nach Düsseldorf führte, war die Seniorin aktiv und setzte sich persönlich und bei den Ämtern für die Geflüchteten ein.