Düsseldorf Oberbilk: Obdachlosigkeit durch drohende Zwangsräumung
Rolf T. ist 56 Jahre alt und ab nächsten Mittwoch (11.4.) wohl wieder obdachlos. Eigentlich hatte er eine Mietwohnung in einem Haus an der Lessingstraße, in dem auch andere ehemalige Obdachlose ein zu Hause fanden. Doch die Ordensgemeinschaft der Armen-Brüder des heiligen Franziskus hatte das Haus 2016 an einen Berliner Investor verkauft. Der neue Eigentümer sieht sich in keiner sozialen Verpflichtung und setzt kompromisslos seine Ansprüche durch.
Zahlreiche fiftyfifty-Verkäufer zeigten sich beim Pressetermin solidarisch mit Rolf T. und wollen auch am nächsten Mittwoch vor der Zwangsräumung demonstrieren
Der Eigentümer der Lessingstraße 25, Eytan Daniel Halfin und seine Grundstücksgesellschaft HMS II., haben das Recht auf ihrer Seite. Rolf T. hat zwei Monatsmieten nicht gezahlt und damit in den Augen des Eigentümers selber den Weg in die Zwangsräumung gewählt. Dass Rolf T. zu spät Hilfe gesucht hat, sich selber um Ratenzahlung seiner Mietschulden kümmern wollte und diese auch nachweislich bei der Bank in die Wege leitete, interessierte Düsseldorfer Richter nicht: Die Zwangsräumung ist für Mittwoch, 11. April, 10 Uhr, terminiert.
Eigenes Zimmer, geteiltes Bad
Seit zwei Jahren bewohnt Rolf T. gemeinsam mit Dieter M. eine Wohnung im Erdgeschoss der Lessingstraße. Jeder von ihnen hat ein Zimmer, Küche und Bad teilen sie sich. Noch vor fünf Jahren war Rolf T. als Koch in einem Düsseldorfer Hotel tätig. Als das Hotel schloss, verlor er seine Arbeit, stürzte ab und landete auf der Straße. Drei Monate war er wohnungslos, schlief in der Notunterkunft an der Kaiserswerther Straße und wurde dann in ein Wohnprojekt der Armen Brüder auf die Prinz-Georg-Straße vermittelt. Zwei Jahre wurde er dort betreut und konnte danach in die Lessingstraße ziehen. Es gab dort keine enge Betreuung mehr, aber ein Ehepaar im Vorderhaus hatte einen Vertrag mit der Ordensgemeinschaft und schaute nach dem Rechten.
Mieterhöhungen
Mit dem überraschenden Verkauf des Hauses war das alles hinfällig. Die Mieter mussten mit Mieterhöhungen und mehrfach wechselnden Hausverwaltungen klar kommen. In der dritten Etage wurde bereits im Sommer 2017 die Toiletten geschlossen, angeblich, um sie zu renovieren. Ein Handwerker ist dort nie gewesen, die Bewohner wurden auf das Bad in der vierten Etagen verwiesen.
Eigentümer in Berlin
Der neue Eigentümer hat in Berlin diverse Immobilien, in denen preiswerter Wohnraum nach einer Renovierung für die angestammten Mieter unerschwinglich wurden. Auch in Düsseldorf scheint dies der Plan zu sein, denn verschiedene Bewohner haben Angebote zur Aufhebung der Mietverträge erhalten – gegen Zahlung von bis zu 2500 Euro. Einige sind darauf eingegangen. Aber klar ist, eine neue, bezahlbare Wohnung in Düsseldorf zu finden, ist für die ehemaligen Odbachlosen fast unmöglich.
Rolf T. ist froh, dass die Streetworker ihm zur Seite stehen
Das sehen auch die Streetworker von fiftyfifty so, die Rolf T. und den anderen Bewohnern mit Rat und Tat zur Seite stehen. Eine Aufgabe, die ursprünglich die Ordensgemeinschaft der Armen Brüder geleistet hatte, diese aber mit dem Verkauf einstellte. Dirk Buttler, Vorstand der franzfreunde, so der neue Name der Ordensgemeinschaft, sieht mittleweile ein, ein Fehler gemacht zu haben und sicherte in einer Pressemitteilung zu, Rolf T. Zu unterstützen. Man wollte mit Eytan Daniel Halfin sprechen, ihm den Mietrückstand zahlen. Ob damit die Zwangsräumung verhindert werden kann, bleibt abzuwarten.
Hilfe-Versprechen
„Als erstes versuchen wir die für nächste Woche Mittwoch angesetzte Zwangsräumung einer Wohnung zu verhindern. Sollte dies nicht gelingen, so stellen wir dem betroffenen Mieter auf unsere Kosten Wohnraum übergangsweise zur Verfügung. Darüber hinaus suchen wir eine generelle Lösungsmöglichkeit, um das Spannungsverhältnis zwischen den Mietern und dem Vermieter aufzulösen. Die ersten Gespräche dazu haben bereits mit dem Vermieter begonnen und werden in Berlin nächste Woche fortgesetzt“, teilte Dirk Buttler mit.
Protestaufruf
Fiftyfifty ruft für Mittwoch, 11. April, um 9 Uhr, dazu auf, gegen die Zwangsräumung vor der Lessingstraße 25 zu demonstrieren. Ein Protest für den Erhalt von Wohnraum und gegen die Vorgehensweise von Eigentümern, Mieter ohne Skrupel auf die Straße zu setzen.