Düsseldorf, Helau: Ich bin Hoppeditz, lasst mich hier raus!

Fast war der Eindruck, er würde von innen am Deckel des Senfpöttchens kratzen: Am Elften Elften, Elf-Uhr-elf mussten ihn viele hundert Narren jeden falls nicht lange bitten: Hoppeditz sprang quietschfidel auf den Rathausvorplatz und begann sofort damit, den Autoritäten die Leviten zu lesen. Am Ende der Rede rief er zu Toleranz auf – das sei eine Grundeigenschaft des Narren.
Vorbei die narrenlose Zeit: Hunderte begrüßten auf dem Marktplatz den Hoppeditz
Selbst die Handys tragen Bömmelchen…
Dabei trug Oberbürgermeister Thomas Geisel das gelbe Trikot der meisten Kalauer. Ob‘s für den Start der Tour de Doping reicht, muss sich erst noch erweisen. Pfiffe gab es für die von Geisel geplante Wiedereinführung des Kindergelds. Hoppeditz in Anspielung auf das handliche Oberbürgerformat: “Na ja, man wächst ja mit seinen Aufgaben…”
Daneben bekam das Comitee Düsseldorfer Carneval so einiges auf das nicht mehr vorhandene Hinkel-Brot geschmiert. Was da wirklich los, habe kein Narr verstanden – und es erinnerte in Inhalt und Ton eher an einen Streit im Sandkasten. Hoppeditz Tom Bauer und sein neuer, streng geheimer Redenschreiber nahmen jedenfalls kein Blatt vor den Mund.
Von Rathausbalkon begrüßte OB Geisel den Hoppeditz kurz (“Ich habe Angst vor seiner scharfen Rede. Aber danach wird der Karneval für mich wunderschön.”) CC-Präsident Michael Laumen freute sich über die vielen kostümierten Gäste auf dem Marktplatz.
Elfter Elfter, elf Uhr elf – die Frisur hält
Scharfer Terminplan
Ansonsten testeten alle fröhlich, wie sich die Turbo-Session anlässt: Alt – schmeckt, Schunkeln – funktioniert noch, Lachen und Singen – klappt. Dann mal rasch das Prinzenpaar gekürt und los! Denn der Terminplan ist „Scharf wie Mostert“ – kein Sekündchen Platz zum Verschnaufen. Am 8. Februar ist Rosenmontag. Durchatmen und Ausruhen ist erst danach.
Fiffty-Fiffty-Verkäufer kamen unter dem Motto “Wir sind alle HARALD JUHNKE!”. Damit protestierten sie gegen das Ordnungsamt, das den Paragraphen 6 der Düsseldorfer Straßenordnung (“störender Alkoholgenuss in der Öffentlichkeit”) ihrer Meinung nach einseitig bei armen und obdachlosen Menschen mit Platzverboten durchsetze. Fußballfans und Reiche oder Prominente wie Juhnke dürfen hingegen trinken.
Hoppeditz-Ball auch mit kölschen Tönen
Ab 13 Uhr verlegte sich der Frohsinn nach drinnen. Durch den Henkel-Saal tobten die Jecken beim dritten Hoppeditz-Ball des CC. Die Swinging Funfares, De Fetzer, BOB und Alt Schuss als Präsentatoren des Mottolieds haben die Helau-arme Zeit offenbar gut überstanden. Aus Köln wurden Brings und De Räuber importiert – karnevalistische Spitzendiplomatie zum Mitsingen und –tanzen.
Fan-Artikel
Unter dem neuen CC wird der Düsseldorfer Karneval offenbar kommerzieller: Zu Hoppeditz-Erwachen kamen jecke Devotionalien en masse auf den Verkaufstisch: der aktuelle Mottoschal (15 Euro) war allerdings noch nicht lieferbar. Der SessionsPin kostet 3,50 Euro; dazu ein von Wagenbaukünstler Jacques Tilly gestaltetes Sessions-Plakat (DIN A 3: 5 Euro / DIN A 2: 10 Euro). Neu ist auch der Karnevals-Sampler „Düsseldorf is megajeck 2016“. Die offizielle CD des Comitee Düsseldorfer Carneval (15 Euro) bietet zahlreiche Karnevalshits, darunter ist auch das offizielle Mottolied „Scharf wie Mostert“ der Gruppe Alt Schuss.