Düsseldorf: Universitätskliniken geben sich als Privatunternehmen auf dem Rücken der Patienten

Wer die Berichterstattung zum Streik am Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) verfolgt, gewinnt zunehmend den Eindruck, die Beschäftigten würden streiken und damit das Leben der Patienten mutwillig gefährden. So stellte es die Klinikleitung da, die von einem „grausamen Gewerkschaftsstreik“ spricht. Offenbar ist bei den Verantwortlichen des UKD immer noch nicht angekommen, dass die Arbeitsbedingungen an der Klinik bereits im Normalbetrieb so sind, dass die ordentliche Versorgung der Patienten nicht gewährleistet ist. Deshalb streiken die Mitarbeiter, nicht für mehr Geld, sondern für mehr Kollegen, damit die Patienten gut versorgt werden und nicht unter Massenabfertigung leiden.
Einige Streikende tragen die T-Shirts vom Arbeitskampf im Jahr 2006, damals war der Streik über drei Monate gegangen
Dass einige Stationen des UKD streikbedingt geschlossen sind und statt der gewohnten 1.100 Patienten nur 700 behandelt werden, scheint eine längerfristige Situation zu werden. Denn die Gespräche zwischen Klinikleitung und Gewerkschaft sind auf einem neuen Tiefpunkt angelangt.
Gab es in der vergangenen Woche wieder „zarte“ Gespräche – Verhandlungen wollte man sie nicht nennen – wurde am Dienstag (14.8.) seitens der Unikliniken Düsseldorf und Essen und der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) bekundet, man wolle nun keinerlei Verhandlungen mehr mit der Gewerkschaft führen. Lediglich Gespräche mit dem Personalrat des UKD seien weiter gewünscht.
Eine Aussage, die bei Jan van Hagen, Gewerkschaftssekretär bei ver.di, Fassungslosigkeit auslöst. Er war mit einer Delegation am Dienstag nach Berlin gereist, um die Gespräche der vergangenen Woche fortzuführen. Dabei war es vor allem um Sofortmaßnahmen, nachhaltigen Entlastungsmaßnahmen, Vereinbarung von Personalbedarfsermittlungsverfahren sowie einem Ausfallmanagement bei fehlendem Pflegepersonal gegangen. Noch am Freitag hatte die UKD-Leitung 100 zusätzliche Pflegekräfte in drei Schritten avisiert, die am Montag in weiteren Unterlagen konkretisiert wurden.
"Heute kam es überraschend nicht mehr zu inhaltlichen Gesprächen, da die Arbeitgeber plötzlich eine Vereinbarung mit ver.di über Entlastung der Beschäftigten ablehnten", führte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Wolfgang Pieper aus.
Ende des Streiks nicht in Sicht
Damit geht der unbefristete Streik weiter. In Düsseldorf zogen am Dienstag mehr als 400 Beschäftigte des UKD vor das Düsseldorfer Rathaus. Bei ihrem Marsch durch die Stadt skandierten sie laut „Mehr von uns ist besser für alle“. Auch viele Auszubildende nahmen an der Demonstration teil, denn sie sind mehrfach betroffen. Während der Ausbildung fehlt auf den Stationen die Zeit für notwendige Unterweisung und weil Personal fehlt, müssen die Azubis oft Verantwortung übernehmen, für die sie noch nicht qualifiziert sind.
Aber auch viele Beschäftige der Tochterfirmen der Uniklinik, der Gesellschaft für klinische Dienstleistungen (GKD) und dem Universitätsklinikum Düsseldorf Medical Services (UKM), beteiligen sich am Streik. Denn bei ihnen gibt es aktuell keinerlei Tarifvertrag und entsprechend niedrig ist die Bezahlung.
Sigrid Wolf, Geschäftsführerin des DGB Region Düsseldorf-Bergisch Land, bekundete die Solidarität des DGB für die Streikenden
Oberbürgermeister zeigt Verständnis für Streikende
Im Düsseldorfer Rathaus traf sich eine Delegation der Streikenden mit Oberbürgermeister Thomas Geisel und erklärte ihm, wie die Situation auf den Station aussieht. Der OB sagte Unterstützung zu und will vermitteln. Ob es ihm gelingen wird, wieder Schwung in die verfahrene Situation zu bringen, bleibt abzuwarten.
Politik hält sich raus
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet war in einem offenen Brief von 40 Klinikärzten des UKD angeschrieben worden, mit der Bitte zu vermitteln. Er zog sich aus der Affäre, er habe bereits NRW Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann und die NRW Ministerin für Kultur und Wissenschaft, Isabel Pfeiffer-Poensgen, aufgefordert sich zu kümmern.
Passiert ist offenbar nichts und der Streik geht weiter. Warum ein Klinikvorstand nicht die kaufmännische Verantwortung für seine Mitarbeiter übernimmt und für ausreichendes Personal sorgt, ist den Patienten nicht zu vermitteln. Genauso wenig wie das fehlende Machtwort der Politik, der offensichtlichen Überlastung der Beschäftigten endlich ein Ende zu bereiten.